„Lass doch mal auf der Trave ´ne Kanutour machen!“, schlug ich meinem alten Schulfreund Andre vor.
Ich musste mir nichtmal Mühe geben und meine Überredungskünste anwenden, Andre sagte sofort zu.
Wir waren uns beide einig, dass dies kein kurzer Ausflug auf einem Samstagvormittag wird.
3 Tage wollen wir auf der Trave paddeln, wollen den Fluß vom Anfang bis zum Ende mit dem Canadier befahren.
Wenn alles klappt soll unsere Trave Kanutour bis zur Ostsee nach Lübeck-Travemünde gehen!
Trave Kanutour

Ich war schon oft Kanu fahren in Schleswig-Holstein, aber den ersten Teil der Trave hatte ich bislang noch nicht bepaddelt. Auf den einschlägigen Seiten berichtet man, dieser sei nur geübten Kanuten empfohlen und nach einigen Kilometern merken wir auch wieso:
Es sind nicht die engen Kurven und stark bewachsenen Ufer mit Bäumen, die meterweit in den Fluß ragen, sondern zahlreiche umgestürzte Bäume, die eine Weiterfahrt teilweise unmöglich machen. Wer wenig Erfahrung hat und die Paddeltechniken nicht beherrscht, wird hier definitiv in´s Schwitzen kommen.




Insgesamt 8 Bäume versperren uns den Weg. Manche lassen sich gut umtragen, andere hingegen erfordern zeitaufwendige Kletteraktionen.
Mehrfach müssen wir unsere komplette Ausrüstung ausladen um an manch steilem Ufer die Hindernisse zu umgehen.
Mit einigen Stunden Verspätung kommen wir an der ersten offiziellen Umtragestelle an:
Die Herrenmühle in Travental.
Bis zum Sonnenuntergang hatten wir noch eine Stunde. Wir müssen zusehen, das wir nun zügig das nächste Hindernis überwinden und dann einen Schlafplatz finden.
Kurz vor der Ortschaft Sühlen befindet sich die alte Kupfermühle, dessen marodes Wehr wir umtragen müssen.
Mit unserem Kanuwagen geht es einige Meter durch den Wald, wir fahren noch ein paar Minuten, dann suchen wir uns mit Einbruch der Dämmerung einen Schlafplatz.
Trave Kanutour – Tag 2

Die Nacht war furchtbar kalt und nass. Wir wurden von Minusgraden überrascht und haben vor Kälte wenig geschlafen.
Am nächsten Morgen werden die Strapazen mit einem herrlichen Sonnenaufgang, frisch aufgebrühtem Kaffee und Pancakes belohnt.
Eine Stunde später haben wir bereits wieder Wasser unter den Füßen. Wir genießen die Ruhe der Natur zwischen Feldern und Wiesen und paddeln langsam in Richtung Nütschau.
Vorbei an der alten Donnerbrücke in Nütschau geht es ziemlich zügig durch das Brenner Moor, welches das größte binnenländische Salzmoor in Schleswig-Holstein ist. Kurz vor Bad Oldesloe machten wir eine unfreiwillige Begegnung mit einem Schwan, der uns an die Wäsche wollte. Näheres ist diesem Video zu entnehmen.

In Bad Oldesloe fuhren wir den Stadtarm bis zur Mühle. Dort mussten wir den Canadier aus dem Wasser nehmen und mit dem Kanuwagen ein Stück durch die Stadt fahren. An der Hude, hinter dem Café Mocca, fließen Trave und Beste zusammen. Der Wasserstand war dort extrem niedrig, sodass wir beschlossen ein paar Meter zu Fuß durchs Wasser zu gehen.
Nach 15 Minuten Paddelspaß, die Trave hatte gute Strömung, erreichten wir die letzte Umtragestelle auf Höhe des Neubaugebiets Steinfelder Redder. Ab hier werden wir ohne Hindernisse bis nach Lübeck durchfahren können.
Wir nutzen den kurzen Stopp für eine Pause, bevor es über Reinfeld weiter nach Hamberge ging.

Trave Kanutour – Übernachtung in der Kanustation Hamberge
Wir paddeln vorbei an Reinfeld und bekamen massive Böen, die uns zwischendurch einiges abverlangten. Nur noch wenige Kilometer trennten uns von unserem Tagesziel: Der Kanustation Hamberge. An diesem Wasserwanderrastplatz können Paddler gegen einen kleinen Obulus auf der Wiese ihr Zelt aufschlagen und WC, Dusche und Feuerstelle benutzen. Alle Einsetzstellen, Gefahren und Übernachtungsplätze findet du übrigens auf meiner Paddelkarte.

An der Kanustation in Hamberge angekommen, bauten wir unser Nachtlager auf. Ich werde die Nacht in meinem Nordisk Svalbard 1 SI* verbringen. Das Trekkingzelt ist mit 1700 gr wirklich sehr leicht und nimmt dabei sogar weniger Platz ein als mein Schlafsack. Ich liebe das Teil abgöttisch! 🙂
Andre ist ebenfalls ultra light unterwegs und hat als Setup den alten Klassiker Isomatte – Schlafsack – Tarp gewählt.

Zum Abendbrot kam ebenfalls ein alter Klassiker zum Einsatz: Schleudertopf. Mettenden in kleine Stücke schneiden und mit gewürfelten Zwiebeln anbraten. Heinz Bohnen in Tomatensauce und Mais dazu. Et voilà.
Auf der Bushbox* haben wir uns später noch Stockbrot mit Käse und Schinken gemacht und ließen den Abend gemütlich am Feuer ausklingen.
Der Spruch „Lieber 1000 Sterne am Himmel, als 5 an der Hoteltür.“ passt mal wieder wie die Faust aufs Auge! 😉
Paddeln in Schleswig-Holstein – Tag 3
Den dritten Tag unserer Kanutour auf der Trave starteten wir mit Toast, Spiegelei und frisch aufgebrühtem Kaffee aus der French Press. Wir paddelten etwas mehr als eine Stunde als wir uns Lübeck näherten und auf der Kanal-Trave der Schiffsverkehr erheblich zunahm. Wir entschieden uns nicht den Stadtgraben zu befahren, sondern vorbei an den alten Salzspeichern durch den Museumshafen zu paddeln.

Dass die Böen an diesem Tag noch stärker als am Vortag wurden, haben wir bereits deutlich zu spüren bekommen. Unter der Eric-Warburg-Brücke allerdings, war gegen den heftigen Ost-Wind kein Vorankommen mehr. Die Wellen hatten stellenweise den Rand unseres Kanus erreicht und als eine Böe das Boot immer weiter an die Spundwand drückte, war für uns klar, dass hier unsere Kanutour zu Ende sein wird. Manchmal muss man wissen wann Schluss ist.
Wir hatten drei tolle Tage auf dem Wasser und für uns ist klar, dass wir die Tour an dieser Stelle fortführen werden! Vielleicht aber lieber im geschlossenen Kajak und nicht im Kanu. 😉
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Paddelkarte mit Einsetzstellen
Auf meiner Paddelkarte findest du sämtliche Einsetzstellen, Gefahren und offizielle Übernachtungsplätze.

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